FOCUS: Einfach schlank
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 24. Dezember 2014
Wie wird es wohl den Menschen mit lästigem Übergewicht gehen, die sich nicht so eingehend mit den Fragen der richtigen Ernährung befassen wie ich, wenn sie im Magazin FOCUS, das regelmäßig auf gründliche Informationen verzichtet und sich auf Häppchenjournalismus beschränkt, jetzt von S. 86 bis 100 alles darum dreht, wie man „Einfach schlank“ werden kann – das auch noch direkt gefolgt von einer zweiseitigen dreisten Werbung für den Eiweißshake Almased, eingeführt mit dem Tenor:
„Jetzt wissenschaftlich bewiesen!“ ?
http://www.focus.de/gesundheit/focus-titel-endlich-schlank_id_4360891.html
Genau seit dem Jahre 2000 schaue ich genau hin, was in der Wissenschaft und von den Presseorganen über Ernhrung und Gesundheit geschrieben wird. Jedes Jahr erschreckt es mich mehr, wie langsam die Wege der Wissenschaft sind und wie die Presse Jahr für Jahr der Allgemeinheit den immer gleichen Brei dazu serviert wird. Was nicht nachlässt ist nur die Raffinesse, mit
leeren Sprüchen und unhaltbaren Versprechungen
Menschen zum Kauf der Blätter zu bewegen. In dieser negativen Hinsicht ist der Bericht im FOCUS ein neuer Höhepunkt!
Angesichts der großen Inhaltslosigkeit ist es sogar eine Wohltat, dass weniger als die Hälfte des langen Beitrags getextet ist. Der Rest sind bunte Bilder, die nur das Gefühl ansprechen sollen. Ich will aber auch beim Text nicht ins Detail gehen. Noch weniger will ich vorschlagen, dass Sie sich für stolze 3,70 € das Joural kaufen oder gar den Abnehmartikel lesen sollten, wenn Sie sich nicht bewusst einen Tort antun wollen.
Wer einmal in den Text einsteigt, stellt fest, dass die Hauptassage „einfach“ gelogen ist.
Keine der im Bericht genannten Diäten, die tatsächlich alle für eine Weile Gewicht senken lassen, auch keine der vorgestellten „Apps“ helfen wirklich beim Abnehmen. Niemand will vorübergehende Abnehmerfolge, ob es nun stimmt, dass per Jojo-Effekt nach den Diäten das Gewcht noch höher ansteigt als zuvor oder nicht. Wer groß reklamiert zu wissen, dass es leicht ist, einfach schlank zu werden, spielt mit den Sorgen und dem Leid der Millionen Menschen, die längst wissen, dass das nicht wahr ist. Aber im Stillen hoffen, dass mal wer die „Pille um Abnehmen“ findet, tun sie dennoch fast alle.
Mit Abnehmen bzw. schlank werden ist allein ein nachhaltiges Abnehmen gemeint. Dorthin gibt es aber werder jetzt noch jemals in der Zukunft einen einfachen Weg.
Der Auf und Abbau von Körperfett ist ein von höchst komplizierten biochemischen Vorgängen bei der Verstoffwechslung und Nutzung der Nahrung wie von unserem bewussten Verstand nicht unmittelbar zugänglichen mentalen, hormonellen und psychischen Umständen abhängig. Diäten, die nicht alle diese Aspekte berücksichtigen, können einen nachhaltigen Erfolg nicht sichern. Eine kohlnahydrat-oder fettarme Diät geht daher ebenso wie eine Eiweißdiät voll am Thema vorbei.
Die Alternative zu den Lügen:
Und doch lohnt es sich, sich mit dem Thema zu beschäftigen, weil es unverzichtbar ist, bestimmt Regeln beim Essen zu beachten, ohne die ein nachhaltiges Abnehmen gar nicht funktionieren kann. In meinem Buch „Essenpausen. Der einzige Weg zur nachhaltigen Gewichtskontrolle“, Via Nova, 2012, habe ich insbesondere unter Bezug auf die Forschungen von Professor Dr. Adam aus München darauf hingewiesen, dass wir nur nach langen Essenspausen einen Rückgang der Insulinkonzentration im Blut erleben. Nur dadurch aber können die fettabbauenden Hormone (nachts das Wachstumshormon, tags Adrenalin) überhaupt daran gehen, Fettzellen im Körper zu öffnen. Insulin hält sie nämlich durch die Besetzung ihrer Rezeptoren geschlossen.
So sehr ins Detail geht der FOCUS nicht. Immerhin erwähnt er, dass eine neue Studie bestätigt hätte, dass wenige Mahlzeiten mit langen Pausen dazwischen für den Stoffwechsel optimal sind. Leider bemühen die Redaktuere gleich wieder den sog. Klassiker von Frühstück, Mittag-und Abendessen. Das sind immer noch so viele Mahlzeiten, dass es in der Praxis schwer fällt, ausreichende Essenspausen dazwischen zu legen. Wie ang die Essesnpausen sein müssen, damit Magen und Dünndarm wieder frei werden, ist abhängig von der Art und Menge der aufgenommenen Nahrung. Wenn man sich da nicht an die Grenze der „erlaubten Zwiwchenmahlzeiten“ nach Professot Dr. Adam hält, kommt man den ganzen Tag über nicht eine Sekunde in den Bereich der Fettverbrennung! Insoweit durchaus zutreffend meint der FOCUS dann auch, dass Essenspausen (dort Esspausen genannt) gern auch länger sein dürfen.
Wie ein Mensch den innern Drang zum Essen bewältigen soll, wenn ihm das Esskontrollhormon Serotonin fehlt, thematisiert der FOCUS nicht. Er scheint gar nicht zu wissen, dass es eine solche Esskontrolle überhaupt gibt. Dafür hat er aber (S. 98) einige absolut hilflose Ratschläger an der Hand, nämlich „12 Tricks für Ernährung und Psyche“. Da soll mein seine beliebten Dickmacher unter den Lebensmitteln so gut verstecken, dass man nicht leicht über sie fällt (und herfällt), soll die Küche ungemütlich einrichten, sich nur Mittwochs wiegen und andere Nichtigkeiten und Albernheiten mehr. Richtig ist natürlich der Hinweis darauf, dass Körperarbeit Fett verbrennt. Sie macht aber auch hungrig. Dennoch ist Bewegung wichtig für den Menschen, der sonst nicht „in Schuss“ bleibt.